Fibromyalgie

Was ist Fibromyalgie?

Seit vielen Jahren ist ein Krankheitsbild bekannt, bei dem die Betroffenen unter ausgedehnten Schmerzen im Bereich der Muskeln, Sehnen und häufig auch an vielen anderen Körperregionen leiden. Entsprechend der Hauptbeschwerden wurde für diese Krankheit der Begriff Fibromyalgie gewählt, zu Deutsch Faser-Muskel-Schmerzen.

Da die meisten Erkrankten nicht nur unter den Schmerzen im Faser-Muskel-Bereich leiden, sondern oftmals auch weitere Beschwerden wie Morgensteifigkeit, Kopfschmerzen, Magen- und Darmbeschwerden usw. bestehen, wurde für dieses Krankheitsbild inzwischen der Begriff Fibromyalgie-Syndrom gewählt.

Wie häufig ist die Fibromyalgie?

Die Häufigkeit des Fibromyalgie-Syndroms wird in den westlichen Industrienationen auf 1-2% der Bevölkerung geschätzt. Frauen sind dabei deutlich häufiger betroffen als Männer, die Ursache dafür ist unklar.

Welche Symptome hat das Fibromyalgie-Syndrom?

Das Hauptsymptom des Fibromyalgie-Syndroms ist der chronische Schmerz in mehreren Körperregionen (Rücken, Brustkorb, Nacken, Arme und / oder Beine).

Weitere Symptome des Fibromyalgie-Syndroms sind andauernde Müdigkeit, Schlafstörungen, Morgensteifigkeit oder Schwellungsgefühl an den Händen, Füßen oder im Gesicht.

Neben den chronischen Schmerzen im Bewegungsapparat leiden viele Erkrankte auch an Schmerzen oder anderen Beschwerden im Magen-Darm-Trakt wie zum Beispiel dem so genannten Reizdarm (Colon irritabile), Reizmagen oder Reizblase.

Auch Kopfschmerzen sind ein häufiger Begleiter des Fibromyalgie-Syndroms. Neben diese körperlichen Beschwerden kennen viele Erkrankte auch seelische Begleitsymptome wie Depressionen oder Ängste. estehen, wurde für dieses Krankheitsbild inzwischen der Begriff Fibromyalgie-Syndrom gewählt.

Welche Ursache hat das Fibromyalgie-Syndrom?

Die Ursache des Fibromyalgie-Syndroms liegt nach dem aktuellen wissenschaftlichen Foschungsstand in einem Zusammentreffen aus bestimmten körperlichen, seelischen und sozialen Faktoren. Dabei scheint es eine gewisse familiäre Häufung zu geben, wobei noch unklar ist, ob diese durch genetische Faktoren oder durch andere Bedingungen wie z.B. ähnliche Lebensumstände ausgelöst wird.

Soweit bekannt, ist beim Fibromyalgie-Syndrom die Schmerzverarbeitung im Zentralnervensystem gestört. Verschiedene körperliche, seelische und soziale Faktoren wie z.B. körperliche Überlastung, Depressionen oder Belastungen am Arbeitsplatz (z.B. Stress, Mobbing, Burn-out) können das Risiko für das Auftreten eines Fibromyalgie-Syndroms erhöhen.

Ist das Fibromyalgie-Syndrom eine psychische Erkrankung?

Unter psychischen Erkrankungen versteht man üblicherweise Krankheitsbilder wie Depressionen, Ängste oder Zwänge. Das Fibromyalgie-Syndrom passt nicht in diese Kategorie, da die Betroffenen zumeist vorrangig über körperlichen Beschwerden berichten. In den internationalen Diagnosesystemen wie zum Beispiel der ICD-10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten) wird die Fibromyalgie deswegen auch nicht im Kapitel der seelischen Erkrankungen aufgeführt sondern als Erkrankung des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes (ICD-10 M79.7).

Bei dieser Einstufung muss jedoch mitbedacht werden, dass viele Menschen mit Fibromyalgie neben den Schmerzen auch Symptome wie Niedergeschlagenheit, gedrückte Stimmung, Zukunftssorgen, Anspannung usw. kennen. Um sich dieses Phänomen zu erkären, müssen wir uns zunächst die Einteilung der Krankheiten in “somatische” (körperliche) und “psychische” (seelische) Erkrankungen aus historischer Sicht genauer betrachten:

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts bestand in der Medizin noch eine klare Unterscheidung in “Krankheiten des Körpers”, wie z.B. Nieren- und Gallenleiden, und “Krankheiten des Geistes”, wie Depressionen und Angststörungen. Diese strikte Trennung zwischen körperlichen und seelischen Erkrankungen wurde durch die wissenschaftlichen Arbeiten im 19. und 20. Jahrhundert zunehmend aufgehoben. In der Medizin wurde eine neue Sicht der Krankheiten entwickelt, die für alle Krankheitsbilder sowohl körperliche, seelische sowie auch soziale und Umweltfaktoren berücksichtigt.

Diese aktuelle Sicht der Erkrankungen möchten wir am Beispiel von allseits bekannten Krankheitsbildes erläutern: Nehmen wir zum Beispiel ein “Magengeschwür”. Körperliche Anteile an diesem Krankheitsbild sind zum Beispiel eine vermehrte Magensaftproduktion und bestimmte Infektionen wie der so genannte “Helicobacter pylorus”. Seelische Einflußfakoren sind z.B. eine erhöhte Stressbelastung, die wiederum im Körper zu einer erhöhten Produktion von “Stresshormonen” führt, welche dann wiederum die Schädigung der Magenschleimhaut verstärken können.

Soziale und Umweltfaktoren können in diesem Beispiel z.B. Stress am Arbeitsplatz, Mobbing o.ä. sein, durch welche der Körper zusätzlich belastet wird. Wie Sie sich vorstellen können, führt dabei oftmals nicht ein einzelner Faktor alleine zum Auftreten der Beschwerden, sondern erst das Zusammentreffen von mehreren Belastungsfaktoren.

Dieses oben beschriebene Modell wird auch Biopsychosoziales Krankheitsmodell genannt, da es sowohl biologische (d.h. körperliche), psychologische und soziale Faktoren für die Entstehung und Aufrechterhaltung der Krankheiten berücksichtigt.

Ähnliches wie oben am Beispiel des Magengeschwürs geschildert gilt auch für die Fibromyalgie bzw. das Fibromyalgie-Syndrom. Es gibt einerseits körperliche Faktoren, die zum Auftreten der Krankheit führen können. Daneben gibt es Umwelteinflüsse und soziale Faktoren, wie zum Beispiel hohe Stressbelastungen am Arbeitsplatz, Mobbing usw., die das Auftreten der Krankheit mitauslösen können.

Darüber hinaus ist das Fibromyalgie-Syndrom oftmals auch eine große seelischen Belastung, durch welche sich Niedergeschlagenheit, Ängste oder Depressionen entwickeln können. Wie bei anderen chronischen Erkrankungen kann sich dabei im Krankheitsverlauf ein Teufelskreis aus körperlichen Beschwerden, seelischen Belastungen und zunehmenden Symptomen einstellen.

Wie verläuft das Fibromyalgie-Syndrom?

Beim Fibromyalgie-Syndrom handelt es sich um eine chronische Erkrankung. Die zugrunde liegenden Beschwerden bestehen entsprechend bei den meisten Erkrankten im Krankheitsverlauf fort. Durch eine entsprechende medizinische und therapeutische Behandlung können viele Betroffene jedoch einen Einfluss auf den Ausprägungsgrad der Symptomatik und deren Auswirkungen auf ihren Alltag nehmen, so dass sie im Verlauf der Therapie wieder eine zunehmende Lebensfreude und Lebensqualität aufbauen können.

Auch wenn die chronischen Schmerzen häufig die Lebensqualität der Erkrankten deutlich beeinträchtigen können, führt das Fibromyalgie-Syndrom nicht zu einer Verkürzung der Lebenserwartung.

Autoren des Artikels: