Antidepressiva: Wirkmechanismus
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In der medikamentösen Behandlung der Depressiven Störungen wird ab einem mittelschweren Ausprägungsgrad auch der alleinige oder ergänzende Einsatz von Antidepressiva angeraten. Die Antidepressiva kommen darüber hinaus auch je nach Wirkstoff zum Beispiel in der Behandlung von Angststörungen oder Zwangsstörungen zum Einsatz.
Die Antidepressiva haben je nach Wirkstoff und Wirkstoffgruppe verschiedene Wirkmechanismen, durch welche sich die jeweiligen Wirkungs- und Nebenwirkungsprofile ergeben der einzelnen Substanzen ergeben.
Die Substanzen werden hier entsprechend ihrem Wirkmechanismus aufgeführt. Die früher übliche Bezeichnung Trizyklische Antidepressiva wird heute seltener benutzt, da sie zwar einen Aussage über die chemische Struktur der Substanzen erlaubt, aber die verschiedenen Trizyklischen und Tetrazyklischen Antidepressiva zum Teil sehr unterschiedliche Wirkmechanismen zeigen.
Hemmung der Noradrenalin-Wiederaufnahme
Der Hemmung der Noradrenalin-Wiederaufnahme in die präsynaptischen Zellen im ZNS wird ein antidepressiver Effekt zugeschrieben.
Darüber hinaus kann dieser Wirkmechanismus zum Auftreten eines adrenergen Syndroms mit Tachykardie, Tremor, Schlafstörungen, Unruhe, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, vermehrtem Schwitzen sowie Erektions- und Ejakulationsstörungen führen. Der blutdrucksteigernde Effekt einiger Sympathomimetika kann verstärkt und die blutdrucksenkende Wirkung einiger Antihypertensiva abgeschwächt werden.
Die Noradrenalin-Wiederaufnahme wird z.B. durch die
- Nichtselektive Monoamin-Wiederaufnahmehemmer (NSMRI),
- Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI) und die
- Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI)
beeinflusst.
Hemmung der Serotonin-Wiederaufnahme
Die Hemmung der Serotonin-Wiederaufnahme in die präsynaptischen Zellen im ZNS führt soweit bekannt zu eine antidepressiven Effekt.
Darüber hinaus kann die Serotonin-Wiederaufnahmehemmung dosisabhängig insbesondere in den ersten zwei bis vier Behandlungswochen zum Auftreten von gastrointestinalen Symptomen (Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen, Diarrhoe), kardiovaskulären Symptomen (Tachykardie, Hypertonie), neuromuskulären Symptomen (Tremor, Myoklonien) sowie zentralnervösen und psychischen Symptomen (Unruhe, Agitiertheit, Angst) führen.
Auch Kopfschmerzen, Gewichtsverlust, Hyperpyrexie und sexuelle Funktionsstörungen können auftreten.
Darüber hinaus kann es zum Auftreten von Thrombozytenfunktionsstörungen kommen, die in seltenen Fällen zu einer erhöhten Blutungsneigung führen können. Dies ist insbesondere dann zu beachten, wenn Erkrankungen mit einem erhöhtem gastrointestinalen Blutungsrisiko vorbestehen sowie wenn parallel andere Medikamente eingenommen, welche die Thrombozytenfunktion beeinflussen oder den Gastrointestinaltrakt schädigen können, wie zum Beispiel Thrombozytenaggregationshemmer oder nichtsteroidale antiinflammatorische Medikamente (NSAID).
Blockade von 5-HT2-Rezeptoren
Die Blockade von 5-HT2-Rezeptoren kann zu einer Sedierung sowie zu einer Gewichtszunahme führen.
Ein antagonistischer Effekt an frontokortikalen 5-HT2C-Rezeptoren kann zu einer Erhöhung der extrazellulären Dopamin- und Noradrenalin-Konzentration im frontalen Kortex und einer begleitenden Verstärkung der dopaminergen und noradrenergen Neurotransmission führen (vgl. Millan 2003). Dieser Anstieg der extrazellulären Konzentration von Dopamin und Noradrenalin im frontalen Kortex scheint - zumindest im Tierversuch - bei mehreren antidepressiv wirkenden Medikamenten aufzutreten, so dass für ihn eine Bedeutung in der stimmungsbeeinflussenden Wirkung der Antidepressiva vermutet wird (vgl. Millan 2000).
Blockade von muskarinischen Acetylcholinrezeptoren
Die Blockade von muskarinischen Acetylcholinrezeptoren kann Mundtrockenheit, Darmatonie mit Obstipation bis hin zum Ileus, Blasenatonie mit Harnverhalt, Sinustachykardie, Akkomodationsstörungen, Glaukomanfälle, sexuelle Funktionsstörungen, Hyperhidrosis sowie Gedächtnisstörungen und Verwirrtheit bis hin zum Delir verursachen.
Blockade von peripheren Alpha1- und Alpha2-Rezeptoren
Die Blockade von peripheren Alpha1- und Alpha2-Rezpetoren (u.a. durch Amitriptylin, Doxepin und Trimipramin) kann zum Auftreten einer orthostatischen Hypotonie, Reflextachykardie und Priapismus (schmerzhafte Dauererektion des Penis) führen. Über die periphere Alpha2-Blockade kann der antihypertensive Effekt von Medikamenten wie z.B. Clonidin abgeschwächt werden. Die periphere Alpha1-Blockade kann den antihypertensiven Effekt Medikamenten wie Prazosin und Ferazosin verstärken.
Blockade von Histaminrezeptoren
Durch die Blockade von Histamin-H1-Rezeptoren können insbesondere die trizyklischen Antidepressiva (z.B. Amitriptylin und Doxepin) sowie Trimipramin eine Sedierung, Hypotonie und Gewichtszunahme verursachen. Die Wirkung von anderen zentral dämpfenden Medikamenten kann verstärkt werden. Es kann zum Auftreten von Verwirrtheitssymptomen kommen.
Blockade von Dopaminrezeptoren
Die Blockade von Dopaminrezeptoren kann zu einem Anstieg des Prolaktinspiegels und Libidoverlust führen. Auch extrapyramidale Störungen können auftreten.
© Dr. Sandra Elze & Dr. Michael Elze
Prien am Chiemsee / Rosenheim, www.Dr-Elze.de
Wirkstoffgruppen
- Nichtselektive Monoamin-Wiederaufnahmehemmer (NSMRI),
- Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI),
- Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI),
- Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI),
- Monoaminoxidase-Hemmer und
- Atypische Antidepressiva.
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Wirkungseintritt
Den Antidepressiva ist gemeinsam, dass sie ihre antidepressive Wirkung erst mehrere Wochen nach der ersten Einnahme entfalten. Da sie jedoch insbesondere in den ersten Wochen der Einnahme verschiedene unerwünschte Wirkungen verursachen können, setzen viele Patienten die Medikamente (zu) schnell wieder ab.
Einige Antidepressiva, insbesondere verschiedene trizyklische Antidepressiva, haben einen sedierenden und schlafanstoßenden Effekt. Dieser ist besonders dann gewünscht, wenn die Betroffenen unter innerer Unruhe und Schlafstörungen leiden. Um den Effekt auf die Nacht zu konzentrieren und die Tagesmüdigkeit möglichst gering zu halten, sollten diese Wirkstoffe möglichst abends ca. 1 bis 2 Stunden vor dem zu Bett gehen eingenommen werden. Andere Antidepressiva wie zum Beispiel die Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) bewirken eher eine Aktivierung und Antriebssteigerung. Letztere sollten deswegen eher morgens eingenommen werden.
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Autoren des Artikels: Dr. Sandra Elze & Dr. Michael Elze
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