Fibromyalgie-Syndrom
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Unter dem Begriff Fibromyalgie bzw. Fibromyalgie-Syndrom versteht man ein Krankheitsbild, bei dem die Betroffenen an chronischen Schmerzen in mehreren Körperregionen leiden. Der Schmerz tritt dabei im Gegensatz zu z.B. degenerativen Gelenkerkrankungen vorrangig im Weichteilgewebe und dort gehäuft an den sehnenansatznahen Muskelpartien auf, deswegen auch die ursprüngliche Bezeichnung als Fibromyalgie, d.h. “Faser-Muskel-Schmerz”.
Da die meisten Fibromyalgie-Patienten neben den Schmerzen auch unter weiteren Beschwerden leiden, wie z.B. Schlafstörungen, Erschöpfung, kognitiven Problemen und Colon irritabile, spricht man heutzutage eher von einem Fibromyalgie-Syndrom, um dem ganzen Umfang des Krankheitsbildes gerecht zu werden.
© Dr. Sandra Elze & Dr. Michael Elze
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Fibromyalgie-Syndrom: Prävalenz
Das Fibromyalgie-Syndrom hat in den westlichen Industrienationen eine Prävalenz von ca. 1-2%. Frauen sind ca. 5mal häufiger betroffen als Männer, die Ursache für den Geschlechterunterschied ist letztendlich unklar.
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Fibromyalgie-Syndrom: Diagnose
Die Diagnose des Fibromyalgie-Syndroms erfolgt in zwei Schritten: Einerseits erfolgt die genaue Anamneseerhebung, um zu Beurteilen, ob der Patient die Kriterien für das Vorliegen eines Fibromyalgiesyndroms erfüllt. Am häufigsten werden dazu die Kriterien des American College of Rheumatology (ACR) herangezogen. Die Beurteilung der so genannten Tenderpoints ist nach den aktuellen diagnostischen Empfehlungen des ACR nicht mehr zwingend erforderlich (vgl. Wolfe 2010).
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Fibromyalgie-Syndrom: ACR-Kriterien
ACR-Kriterien der Fibromyalgie von 1990
Das American College of Rheumatology (ACR) veröffentlichte 1990 Kriterien, die für die Diagnose einer Fibromyalgie bzw. eines Fibromyalgie-Syndroms empfohlen wurden:
- Widespread pain: Dieser wird definiert als Schmerz im Achsenskelett (d.h. HWS, BWS, LWS oder vorderer Brustkorb) PLUS Schmerz in der oberen und unteren Körperhälfte PLUS Schmerz in der rechten und linken Körperseite über eine Dauer von mindestens drei Monaten.
- Tenderness at tender point sites: Erhöhte Berührungsempfindlichkeit an mindestens 11 von 18 definierten Tenderpoints. Die Untersuchung der Tenderpoints sollte mit einem Daumendruck von ca. 4kg erfolgen. Ein Tenderpoint soll dann als positiv bewertet werden, wenn der Untersuchte zumindest milde Schmerzen bei der Untersuchung angibt.
Der “widespread pain” lag in der Untersuchung des ACR bei 97,6% der Patienten mit Fibromyalgie und bei 69,1% der Patienten der Kontrollgruppe vor. Durch die Kombination der Kriterien “widespread pain” und “tenderness at tender point sites” ergab sich in der Studie eine Sensitivität von 88,4% und eine Spezifität von 81,1%. Weitere charakteristische Symptome der Fibromyalgie-Patienten waren u.a. Schwächegefühl, Schlafstörungen und Morgensteifheit (vgl. Wolfe 1990).
Diese Diagnosekriterien wurden in den Folgejahren vielfach übernommen, es zeigte sich jedoch die Problematik, dass z.B. das Ergebnis der Untersuchung der Tenderpoints sehr von den Erfahrungen des Untersuchers abhängig ist. In einer aktuellen Studie fanden Wolfe et al., dass ca. 25% der Patienten, bei denen nach dem klinischen Eindruck eine Fibromyalgie besteht, nicht die ACR-Kriterien von 1990 erfüllten (vgl. Wolfe 2010).
ACR-Kriterien der Fibromyalgie von 2010
Das American College of Rheumatology empfiehlt deswegen in seinen aktuellen (zur Zeit noch vorläufigen) diagnostischen Kriterien der Fibromyalgie einen anderen Ansatz: Die Untersuchung der Tenderpoints wird nicht mehr empfohlen, stattdessen stützt sich die Diagnosestellung ausschließlich auf die anamnestischen Angaben des Patienten. Die Kriterien im Einzelnen:
Widespread Pain Index (WPI)
Im Widespread Pain Index (WPI) wird bestimmt, in welcher der folgenden Körperregionen der Patient in den vergangenen Wochen Schmerzen hatte:
Schultergürtel links/rechts, Oberarm links/rechts, Unterarm links/rechts, Hüfte u. Gesäß links/rechts, Oberschenkel links/rechts, Unterschenkel u. Fuß links/rechts, Kiefer links/rechts, Brustkorb, Bauch, oberer Rücken, unterer Rücken, Nacken.
Für jede positive Schmerzlokalisation wird ein Punkt vergeben, die maximale Anzahl beträgt 19.
Symptom Severity Scale
Die Symptom Severity Scale erfasst die drei Bereiche Schwächegefühl, wenig erholsamer Schlaf und kognitive Symptome, sowie zusätzlich das generelle Auftreten von somatischen Symptomen. Je nach Ausprägungsgrad werden Punkte von 0 bis 3 vergeben, die maximale Anzahl ist 12.
Ein Patient erfüllt dann die diagnostischen Kriterien für eine Fibromyalgie, wenn die folgenden drei Bedingungen erfüllt sind:
- Widespread pain index (WPI) mindestens 7 und Symptom severity scale mindestens 5 ODER WPI 3 bis 6 und Symptom severity scale mindestens 9.
- Die Symptome bestehen so oder ähnlich seit mindestens drei Monaten.
- Der Patient hat keine andere Krankheit, welche die Schmerzen erklären würde.
(vgl. Wolfe 2010).
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Diagnose der Fibromyalgie nach ICD-10
In der aktuellen Version der International Classification of Diseases (ICD-10) wird die Fibromyalgie in der Subkategorie M79.7 (Fibromyalgie - Fibromyositis, Fibrositis, Juvenile Fibromyalgie, Myofibrositis) geführt. Der aktuell eher empfohlene Terminus “Fibromyalgie-Syndrom” wurde im ICD-10 noch nicht übernommen.
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Fibromyalgie-Syndrom: Differenzialdiagnose
Im Rahmen der Differenzialdiagnose erfolgt der Ausschluss von anderen Erkrankungen, die mit chronischen Schmerzen einhergehen können, wie z.B. Polymyalgia rheumatica, rheumatoider Arthritis, Muskelerkrankungen, Hyperkalzämie, Hypothyreose, degenerativen Gelenkerkrankungen oder chronischer Borreliose.
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Fibromyalgie-Syndrom: Laboruntersuchungen
In der Differenzialdiagnose wird dabei neben der Anamnese und der körperlichen Untersuchung die entsprechende Labordiagnostik mit Bestimmung von
- kleinem Blutbild,
- Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG),
- C-reaktivem Protein (CRP),
- Creatinkonase (CK),
- Calcium und
- Thyroidea-stimulierendem Hormon (TSH)
empfohlen. Ob weitergehende Laboruntersuchungen erforderlich sind, muss je nach Beschwerdebild entschieden werden.
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Fibromyalgie-Syndrom: Bildgebende Diagnostik
Die Durchführung einer bildgebenden Diagnostik mit Röntgenaufnahmen, Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT) ist, wenn überhaupt, nur zum Ausschluss anderer Erkrankungen erforderlich, da das Fibromyalgie-Syndrom selbst in diesen Untersuchungen nicht dargestellt werden kann.
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Fibromyalgie-Syndrom: Verlauf
Bei den meisten Erkrankten persistiert das Fibromyalgie-Syndrom auch im Langzeitverlauf. Einige Betroffene berichten, dass sie sich im Verlauf besser an die mit dem Fibromyalgie-Syndrom einhergehenden Beschwerden und Einschränkungen gewöhnen konnten, so dass sich ihre Lebensqualität wieder verbessern konnte.
Andere Erkrankte berichten von einer zunehmenden Ausweitung der Beschwerden und zunehmenden Einschränkungen im sozialen und beruflichen Bereich sowie parallel auch zunehmenden psychischen Symptomen wie Depressiven Störungen oder Angststörungen.
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Autoren des Artikels: Dr. Sandra Elze & Dr. Michael Elze
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