DSM-5
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Die American Psychiatric Association (APA) hat im Mai 2013 nach mehr als zehnjähriger Forschungsarbeit die 5. Auflage des Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (DSM-5) veröffentlicht.
Trotz wiederholter Kritik an einigen Neuerungen gilt das DSM-5 als das neue Standardwerk für die Diagnose seelischer Erkrankungen und psychischer Störungen.
DSM-5: Neuerungen
Im Folgenden finden Sie einige der wichtigsten Neuerungen im DSM-5 sowie die Veränderungen zwischen DSM-IV und DSM-5.
So wurden unter anderem mehrere Störungsbilder, wie zum Beispiel die so genannte Hoarding Disorder, die Binge Eating Disorder, die Excoriation (skin-picking) disorder sowie die Internet Gaming Disorder, neu in das DSM-5 aufgenommen.
Darüber hinaus wurden mit den so genannten Trauma- and Stressor-Related Disorders und den Obsessive-Compulsive and Related Disorders im DSM-5 zwei neue Kapitel eingeführt.
Zu den wichtigsten Veränderungen und Neuerungen im Einzelnen:
Autismusspektrumsstörung
Das Asperger-Syndrom wurden im DSM-5 gemeinsam mit dem Autismus und weiteren Erkrankungen, die mit einer Veränderung in der sozialen Kommunikation und sozialen Interaktion verbunden sind, in der neuen Gruppe der so genannten Autismusspektrumsstörungen (engl. Autism Spectrum Disorders) zusammengefasst.
ADHS
In Bezug auf die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) wurden im DSM-5 einige Veränderungen bei den Diagnosekriterien durchgeführt. Unter anderem wurde das Erstmanifestationsalter von 7 Jahre (DSM-IV) auf 12 Jahre (DSM-5) angehoben. Darüber hinaus ist nach den Kriterien des DSM-5 auch eine Komorbidität der ADHS mit einer Autismusspektrumsstörung möglich.
Angststörungen
Die Zwangsstörungen und die Posttraumatische Belastungsstörung werden im DSM-5 nicht mehr unter den Angststörungen aufgeführt sondern jeweils in eigenen Kapiteln (siehe unten).
Panikstörung und Agorpahobie
Als wichtigste Veränderung in der Diagnose Angststörungen sind im DSM-5 die Diagnosen Panikstörung und Agoraphobie nicht mehr miteinander verbunden. Die früheren Diagnosen “Panikstörung mit Agoraphobie”, “Panikstörung ohne Agoraphobie” und “Agoraphobie ohne Panikstörung in der Vorgeschichte” wurden ersetzt durch die jeweils getrennte Diagnose einer Panikstörung bzw. einer Agoraphobie mit jeweils eigenen Diagnoseschlüsseln.
Panikattacken
Bezüglich der Panikattacken wurden im DSM-5 die verschiedenen Subtypen aus dem DSM-IV gestrichen und nur noch in unerwartete und erwartete Panikattacken unterschieden.
Spezifische Phobien, Soziale Phobie
In der Diagnose der Spezifische Phobien und der Soziale Phobie wurde im DSM-5 das Kriterium, dass Betroffene erkennen müssen, dass die Ängste übertrieben oder unbegründet sind, gestrichen.
Trennungsangst
Die pathologische Trennungsangst (engl. Separation Anxiety Disorder) wird nicht mehr im Kapitel der “Störungen, die gewöhnlich zuerst im Kindes- und Jugendalter diagnostiziert werden”, sondern unter den Angststörungen aufgelistet.
Weiterlesen:
• Agoraphobie: DSM-5
• Panikstörung: DSM-5
• Soziale Phobie: DSM-5
Depressive Störungen
Im DSM-IV galt in Bezug auf die Diagnose einer Episode einer Major Depression als Ausschlusskriterium, wenn die Symptome innerhalb der ersten zwei Monate nach dem Tod einer nahen Bezugsperson auftraten. Dieses Ausschlusskriterium wurde im DSM-5 gestrichen.
Weiterlesen:
• Depressive Störungen: DSM-5
Essstörungen
Das Kapitel der Essstörungen wurde im DSM-5 erweitert und umfasst nun als so genannte Feeding and Eating Disorders neben der Anorexia nervosa und Bulimia nervosa auch diejenigen Störungsbilder, die im DSM-IV als “Fütter- und Essstörungen im Säuglings- und Kleinkindalter” im Kapitel der “Störungen, die gewöhnlich zuerst im Kindes- und Jugendalter diagnostiziert werden” aufgeführt wurden, wie z.B. die Pica und die Ruminationsstörung.
Binge-Eating-Disorder
Darüber hinaus wurde die Binge-Eating-Disorder im DSM-5 als neues Störungsbild aufgenommen.
Geschlechtsdysphorie
Die Geschlechtsdysphorie wurde im DSM-5 als neue diagnostische Kategorie eingeführt.
Posttraumatische Belastungsstörung
Die Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) wird im DSM-5 nicht mehr im Kapitel der Angststörungen aufgeführt sondern gemeinsam mit der Akuten Belastungsstörung und den Anpassungsstörungen in einem neuen Kapitel als so genannte Trauma- and Stressor-Related Disorders.
Die Diagnosekriterien für die Posttraumatische Belastungsstörung unterscheiden sich deutlich zwischen DSM-IV und DSM-5.
So wurde unter anderem das Kriterium A (Stressor-Kriterium) in Bezug darauf, wie ein Betroffener das traumatisierende Ereignis erlebte, deutlich ausgearbeitet. Das Kriterium A2 (subjektive Reaktion auf das Ereignis) wurde gestrichen.
Weiterlesen:
• PTBS: DSM-5
Schizophrenie
Im DSM-5 wurden bei der Schizophrenie - neben einigen Veränderungen in Bezug auf das Diagnosekriterium A - insbesondere die Schizophrenie-Subtypen (paranoid etc.) gestrichen.
Somatoforme Störungen
Die Somatoformen Störungen werden im DSM-5 als Somatic Symptom and Related Disorders aufgeführt.
Somatisierungsstörung
Die Somatisierungsstörung und die Undifferenzierte somatoforme Störung werden gemeinsam als Somatic Symptom Disorder zusammengefasst.
Hypochondrie / Illness Anxiety Disorder
Die Hypochondrie wird im DSM-5 nicht mehr als Diagnose aufgeführt - unter anderem aufgrund der negativen Besetzung dieses Namens. Stattdessen wird bei erhöhten Krankheitsängsten die Diagnose einer Illness Anxiety Disorder gestellt.
Zwangsstörungen
Die Zwangsstörungen werden im DSM-5 nicht mehr unter den Angststörungen aufgeführt sondern gemeinsam mit der Trichotillomanie und ähnlichen Erkrankungen in einem neuen Kapitel, den so genannten Obsessive-Compulsive and Related Disorders.
Neben den Zwangsstörungen werden in diesem Kapitel unter anderem die Hoarding Disorder (Pathologisches Horten), die Trichotillomanie (Hair-Pulling-Disorder) und die Excoriation Disorder (Skin-Picking Disorder) aufgeführt.
Weiterlesen:
• Zwangsstörungen: DSM-5
• Pathologisches Horten
DSM-5 - Section 3 Disorders
In die Sektion 3 (Section 3) des Diagnostic and Statistical Manual of mental Disorders (DSM-5) wurden Störungsbilder aufgenommen, bei denen weitere Forschung erforderlich ist, bevor sie als eigenständige Störungsbilder in das DSM-5 eingeschlossen werden.
Zu diesen so genannten Section 3 Disorders gehören folgende Störungsbilder:
- Attenuated Psychosis Syndrome,
- Depressive Episodes With Short-Duration Hypomania,
- Persistent Complex Bereavement Disorder,
- Caffeine Use Disorder,
- Internet Gaming Disorder,
- Neurobehavioral Disorder Associated With Prenatal Alcohol Exposure,
- Suicidal Behavioral Disorder sowie
- Nonsuicidal Self-Injury.
Weiterlesen:
• Internetabhängigkeit: DSM-5
Aufgabe der römischen Ziffer
Und schließlich gehört zu den Neuerungen des DSM-5 auch, dass die American Psychiatric Association nach DSM-I, DSM-II, DSM-III und DSM-IV die römischen Ziffern aufgegeben hat und nicht mehr vom DSM-V spricht sondern vom DSM-5.
DSM-5 - Deutsche Version
Nachdem das Diagnostic and Statistical Manual of mental Disorders (DSM-5) zunächst nur in der englischsprachigen Originalausgabe publiziert wurde, liegt ab Dezember 2014 auch die deutsche Übersetzung des DSM-5 vor, erschienen im Hogrefe-Verlag.
© Dr. Sandra Elze & Dr. Michael Elze
Prien am Chiemsee / Rosenheim, www.Dr-Elze.de
Autoren des Artikels: Dr. Sandra Elze & Dr. Michael Elze
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